Dienstag, 12. Juli 2016

Der braune Hund (2013)


Es war Sonntag, der 31. Februar, als Dieter schlaftrunken auf seinem Küchenboden erwachte. Der Küchenboden war weiß gekachelt und steinhart. Die Verlegung der Fliesen war damals keine günstige Angelegenheit gewesen.
Dieter hatte schlecht geschlafen. Dabei bildete der Tisch über ihm einen provisorischen Mückenschutz. Es war Sommer. Er lag gestreckt auf dem Rücken unter seinem Holztisch in der 10 m² Küche. Die Arme verschränkt als Kopfkissen unter sich. Er starrte auf die Tischplatte. Neben ihm auf dem Fußboden lagen 2 zersprungene Eier Größe M. Bio-
Eier. Dieter fror ein wenig, lag er doch fast nackt auf kalten Fliesen. Hätte er das gewusst, hätte er ein Handtuch unter sich platziert. Es war die erste Sommernacht gewesen. Dieter hatte nicht mit solch einer Kälte gerechnet. Vielleicht hatte die Übernachtung eine Erkältung zur Folge. Er hoffte nicht. Es war schwierig sich wegen selbstverschuldeter Erkältung bei der Arbeit abzumelden.
Dieter brummte der Kopf. Er litt spürbar unter Schlafentzug. Er bedauerte wirklich, nicht in seinem Bett geschlafen zu haben. Jedoch hatte es der Schimmel in seinem Schlafzimmer geschafft, ihn davon abzuhalten. Er war Samstag extra früh ins Bett bzw. auf den Boden gegangen, um genügend Zeit zu haben, sich an die ungewohnte Schlafsituation zu gewöhnen. Als er um 2 Uhr morgens immer noch nicht eingeschlafen war, richtete er sich auf und stieß sich an der Tischplatte den Schädel. Er ärgerte sich kurz über sich selbst. Weil er schon in der Küche war, wollte er sich 2 Spiegeleier machen. Zumindest war das sein Plan gewesen. Die Eier allerdings  fielen ihm vor Kopflosigkeit aus der Hand.
So lag er da, halbnackt, frierend, neben sich die 2 spiegeleierförmig aufgekommenen Eier.
Jetzt war es jedenfalls 11 Uhr 50. Dieter hatte verschlafen. Er sollte seit 8 Uhr in der Schule sein.
Dieter war 23 Jahre alt und machte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.
Immer wieder sonntags musste er zur Berufsschule.
Insgeheim freute sich Dieter, zu Hause bleiben zu können. Zufälligerweise war auch verkaufsoffener Sonntag. Also beschloss Dieter, am Nachmittag einige Erledigungen zu machen. Vorsichtigerweise, sich nicht den Kopf stoßend, krabbelte Dieter unter dem Tisch hervor und bewegte sich in sein Schlafzimmer. Dort öffnete er den Kleiderschrank und kleidete sich fein ein.
Letztendlich trug er eine quietschrote Hose, dazu einen grünen Pullover und ein weißes Paar Nike Turnschuhe. Rot und Grün bildeten einen Komplementär-Kontrast. Das hatte Dieter mal in der Schule gelernt. Die Turnschuhe unterstrichen Dieters sportliches Erscheinungsbild. Er stellte sich vor den Spiegel und posierte in sexy Pose. Er hatte ganz vergessen, wie heiß er doch aussah. Er fasste sich an die Nase und verbrannte sich. Er war sonst nicht so narzisstisch. Eitel wie Dieter war, begab er sich ins Badezimmer und zupfte sich die Augenbrauen. Gleich darauf schaute er auf die Uhr. 12:30 Uhr. Genau die richtige Zeit für eine Tiefkühlpizza. Während die Pizza vor sich hin schmorte, besorgte Dieter vorausschauend Einkaufstaschen und den Pfandbeutel. Es sollte kein Großeinkauf werden. Er aß genüsslich die frische Salami-Pizza, die er extra mit fettarmem Käse belegt hatte. Dann lief Dieter die Treppen des Wohnblocks nach unten. Er wohnte im obersten Stock. Diese Gegebenheit unterstützte Dieters Fitnesswahn. Wahrscheinlich war er extra wegen dieses sportlichen Aspektes dort eingezogen. Gleich am Fahrbahnrand stand Dieters Fiat Panda. Dieser wirkte sportlich wie Dieter selbst. Das Auto war von Rallye-Streifen überzogen. Er bestieg das Auto.
Dann fuhr er zum nächstgelegenen Einzelhandel. 


Fortsetzung in der PDF:
https://www.dropbox.com/s/xrydnipev9y8ybl/Der%20braune%20%20Hund.pdf?dl=0



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